
Leutkirch – Etwa 20 Heimatpfleger aus der Region haben sich zur jährlichen Schulung zum Thema Hausforschung im Leutkircher Leprosenhaus getroffen.
Zunächst berichtete Georg Zimmer, Vorsitzender der Leutkircher Heimatpflege, anhand einer vor dem Gebäude installierten Schautafel über die Sozialgeschichte des Leutkircher Siechenhauses. Ein Merianstich aus dem Jahre 1642 zeigt das Anwesen in ursprünglicher Form. Dieses bestand zur damaligen Zeit aus dem eigentlichen Leprosenhaus, der damaligen Leonhardskirche und einem Friedhof. Besonders interessant gestaltete sich die Ausführungen über die traurige Geschichte der Leprakranken durch Zimmer und den Wangener Jörg Leist.
Anschließend erläuterte der Heimatpfleger anhand eines Grundrisses den eingeschossigen Massivbau mit drei Etagen, der ab etwa dem 15.Jahrhundert errichtet und über die Jahre hinweg mehrfach verändert wurde. Nach dem Ausrotten der Lepra im Jahre 1818 habe das Haus als Armenhaus gegolten.
Im 20. Jahrhundert wurde es zu Wohnzwecken umgebaut, stand ab 1995 leer und sollte abgerissen werden. Um einem kompletten Abriss vorzubeugen, setzte sich die Heimatpflege 2007 für den Erhalt des Gebäudes ein und erhielt von der Stadt Leutkirch für 30 Jahre das Erbbaurecht unter der Voraussetzung, dieses vor dem Verfall zu retten.
Die bisherigen Kosten für den Erhalt des Gebäudes zu Zwecken der Bauforschung und Klärung der Bau- und Sozialgeschichte haben laut Zimmer für Arbeiten wie Fenstersanierungen, Elektroarbeiten, Abrisskosten sowie für Entsorgungskosten 30000 Euro betragen. Dazu kommt ein Wert von weiteren geschätzten 30000 Euro für die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer, erzählte Zimmer.
Im Anschluss führte Zimmer durch das geschichtsträchtige Gebäude. Dort konnten die Teilnehmer, die freigelegten Decken, Stürze, Balken und Wände aber auch die nachträglichen Anbauten aus längst vergangenen Zeiten begutachten. Aufschlussreich stellte sich für die Denkmalpfleger auch das Dachgeschoss des Hauses dar.
Um das gerade Erfahrene vertiefen zu können, lud Zimmer nach der Leprosenhausbegehung zu einer Führung durch die aktuelle Ausstellung „Bauforschung“ im Gotischen Haus.